Montag Uni, Dienstag bis Freitag Forschung bei ABB

Uni und Arbeit – für viele Studierende gehört diese Kombination zum Alltag. Auch Debora Clever kennt das nur zu gut, wenn auch aus einer anderen Perspektive.
Denn neben ihrer Arbeit im ABB Forschungszentrum in Ladenburg ist sie seit 2018 als Teilzeitprofessorin an der Technischen Universität (TU) Darmstadt tätig. Zunächst auf ein Jahr befristet, wurde die Kooperation nun verlängert. Im Interview berichtet sie über ihre Doppelrolle, die Lehre im virtuellen Raum und die Vorteile für beide Seiten.
Du forschst nicht nur in Ladenburg im Bereich Robotik, sondern auch an der TU Darmstadt. Was sind deine Schwerpunkte?
Erst mal bleibe ich natürlich der Robotik treu. In Darmstadt stehen dabei speziell drei Themen im Fokus: Nachhaltigkeitsfragen, Robot-Learning und Mensch-Roboter-Zusammenarbeit. Alles Themen, die auch für die ABB relevant sind. Um alle drei Themenbereiche gleichzeitig voranzutreiben, arbeiten wir aktuell an dem Ausbau unserer Forschungsgruppe. Und zusätzlich zu den Doktoranden ist seit diesem Jahr auch ein Single-Arm-YuMi an Bord.
Und ab wann soll es dann mit der eigentlichen Forschungsarbeit losgehen?
So richtig durchstarten werden wir ab dem Sommersemester 2021 – dann sollte das Team komplett sein. Neben dem Ausbau des Teams und der Infrastruktur steht dieses Wintersemester für mich die Lehre im Vordergrund, also meine Vorlesung zum Thema „Robotik in der Industrie: Grundlagen und Anwendung“ vorzubereiten und zu halten.
Eine Aufgabe, die in der aktuellen Situation sicher auch nicht ganz einfach ist? Wie organisierst du deine Lehrveranstaltungen?
Auch an der Universität wird im virtuellen Raum mithilfe von Konferenztools gearbeitet. Das ist schon etwas anderes, als den Studierenden persönlich gegenüber zu stehen. Das direkte Feedback über Mimik und Gestik fehlt zum Beispiel. Um meine Veranstaltung trotzdem etwas interaktiv zu gestalten, bringe ich gerne mal Ja/Nein-Fragen oder Kommunikation über die Chatfunktion ein.

Wie kommt das bei den Studierenden an?
Ob persönlich oder digital, mir ist vor allem wichtig, eine praxisnahe Lehre zu bieten, etwa mit Anwendungsbeispielen aus der Industrie. In der zur Vorlesung gehörenden Übung können die Studierenden die erlernten Grundlagen direkt anwenden. Dafür arbeiten wir mit Stift und Papier genauso wie mit Software, zum Beispiel Matlab oder RobotStudio. Die Studierenden schätzen das. Und – wie eigentlich überall – kommt unser kollaborativer Roboter YuMi auch hier gut an.
Arbeiten, lehren, Alltag – das klingt herausfordernd. Wie bekommst du das alles unter einen Hut?
Für Organisation, E-Mails und Lehraufgaben trenne ich ganz klar: montags bleibt mein ABB Rechner in der Regel aus. An den anderen Tagen ist es genau andersrum. Doch ohne die Unterstützung von ABB und besonders meiner Kollegen würde diese Doppelrolle nicht funktionieren. Dafür bin ich sehr dankbar. Eine Kooperationsprofessur macht für beide Seiten nur Sinn, wenn man alle Synergien nutzen kann.
Wie sehen solche Vorteile denn jeweils aus?
Zuerst sind da der generelle Austausch und Wissenstransfer und die unterschiedlichen Blickwinkel, die in der Forschung immer enorm wichtig sind. Die Erkenntnisse und Ergebnisse aus der universitären Forschung fließen zum Beispiel auch in die ABB-Forschung ein. Oder aber Exkursionen: Anfang des Jahres 2020 etwa besuchten Doktoranden der TU Darmstadt unseren Standort in Ladenburg. Studierende können ABB Produkte oder Software nutzen und kommen vielleicht für ein Praktikum. Das ist also ganz unterschiedlich.
Wie steht es mit dir persönlich: Wenn du nochmal vor der Wahl stehen würdest, würdest du dich wieder für die Doppelrolle entscheiden?
Definitiv, ja!
Danke!