Mittagspause mit dem ABB-Finanzvorstand – und einer Fußball-Nationalspielerin

Was passiert in den Meetings eines CFO (Chief Financial Officer), wenn eine Fußball-Nationalspielerin dabei ist? Sophie Riepl weiß es jetzt.
Die 19-Jährige – mit der TSG 1899 Hoffenheim Deutsche Meisterin der 2. Frauen-Bundesliga – macht beim ABB Training Center in Heidelberg ihre kaufmännische Ausbildung. Anfang November schaute sie Markus Ochsner, Arbeitsdirektor und Finanzvorstand ABB Deutschland, einen Tag lang über die Schulter. Denn Ochsner ist für ein Jahr ihr Mentor. Initiiert wurde das Ganze durch die “Aufstiegshelfer”-Initiative von der Dietmar-Hopp-Förderung “Anpfiff ins Leben e.V.”. Sophie ist gemeinsam mit dem deutschen ABB CFO das Gesicht dieser Kampagne. Ich habe die Beiden in der Mittagspause getroffen – bei einem gemeinsamen Spaziergang.
Azubine meets CFO – schon ungewöhnlich, oder?
Sophie: Ja, auf jeden Fall. Als ich heute Morgen aufgestanden bin, war ich schon etwas aufgeregt. Aber ich bin auch mit großer Vorfreude in den Tag gestartet. Meine bisherigen Eindrücke haben meine Vorstellungen auch übertroffen.
Man verbringt nicht jeden Tag mit einem CFO – außer man ist es selbst. Was macht die Rolle mit Ihnen, Herr Ochsner. Sind Sie der, der Sie schon immer waren?
Markus Ochsner: Ich glaube, ich bin immer noch der, der ich war. Aber es ist natürlich auch klar, dass gewisse Aussagen, die man in einer gewissen Funktion trifft, eine größere Audience haben als andere. Wenn ich etwas sage, wird es schnell anders interpretiert, als wenn ein ABB-Kollege in einer anderen Position genau dasselbe sagt. Das ist vielleicht der Unterschied.
Waren Sie denn heute Morgen aufgeregt? Immerhin begleitet Sie eine Nationalspielerin!
Markus Ochsner: Nein, wir haben ja schon ein paar Mal miteinander geübt – bei der Vertragsunterzeichnung im März und beim Dreh für den Trailer der “Aufstiegshelfer”-Kampagne im Juli. Aber klar, man trifft nicht jeden Tag eine Nationalspielerin. Nur aufgeregt war ich nicht. Allerdings habe ich etwas Anderes festgestellt: Vorhin waren wir gemeinsam in einer Besprechung, bei der ein Außenstehender nur etwa 50 Prozent versteht. Da habe ich versucht, zu moderieren. Auf der Agenda standen viele Abkürzungen – zum Beispiel “ToA”, was “Table of Authority” bedeutetet und auf Deutsch “Unterschriftenregelung”. Darum ging es zum Beispiel im ersten Teil des Meetings und um Richtlinien der globalen Geschäftseinheiten. Vorher haben wir die Spielregeln klar gemacht: Frau Riepl darf alles hören und Fragen stellen oder mitwirken, aber alles ist vertraulich. Wir können erzählen, wie etwas gelaufen ist, aber Inhalte behalten wir für uns.
Sophie: Ja, das war schon hilfreich. Es war insgesamt aber nicht leicht, zu folgen.
Und wie haben die Teilnehmer reagiert?
Markus Ochsner: Das Team war extrem offen und interessiert. Wir haben ihnen erklärt, was wir da machen und warum Sophie Riepl dabei ist.
Sophie: Es war wirklich ein netter Empfang: Alle haben sich vorgestellt. Ich wusste nicht, was ich während des Job Shadowings erleben werde. Den Alltag von Herrn Ochsner konnte ich mir nicht vorstellen. Dass ich mit in das Meeting durfte, hat mich überrascht und dafür bin ich sehr dankbar.
Herr Ochsner, wie sieht Ihr Coaching aus? Welche Tipps haben Sie für Sophie?
Wir unterhalten uns einfach. Beim Mittagessen zum Beispiel hatten wir es davon, was ich eigentlich die letzten 30 Jahre gemacht habe. Wenn man schon in so einem Konzern wie ABB ist, ist es sinnvoll zu schauen, wo man überall reinschnuppern kann. Denn so viele Gelegenheiten hat man in anderen Unternehmen vielleicht nicht. Da sind wir auch auf das Thema gekommen, dass es gut wäre, im Laufe der Entwicklung einen Auslandsaufenthalt zu machen.
Sophie: Dass das bei ABB möglich ist, hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Jetzt möchte ich gerne ins Ausland gehen. Das traue ich mir auch zu. Ich bin mit 17 für den Fußball mehr als 400 Kilometer von zu Hause weggezogen und daher ziemlich selbstständig. Wohin genau, muss ich aber noch schauen.
Überrascht Sie Sophie, Herr Ochsner?
Markus Ochsner: Ja. Den Überraschungseffekt hatte ich sogar schon vor unserem ersten Treffen. Ich habe ihren Lebenslauf durchgelesen und mit ihren 19 Lebensjahren verglichen und das Erste oder Zweite, was ich dann zu Frau Riepl sagte, war: Eigentlich müsste man 30 sein, um das alles erlebt zu haben. Seitdem ist es immer wieder lustig: Beim Dreh des Kampagnen-Trailers in Ladenburg mit dem Tipp-Kick zum Beispiel. Meine Befürchtung war ja, dass sie vielleicht zu schüchtern ist, weil sie so jung ist. Aber das ist überhaupt nicht der Fall, Frau Riepl verhält sich ganz natürlich und stellt Fragen. Das ist gut. Wenn man fragt, dann bekommt man auch was mit. Das funktioniert hervorragend.
Sie scheinen auf einer Wellenlänge zu sein, Zeit für etwas Spannung. Sie sind ja Bayern München Fan, Herr Ochsner. Sophie nicht unbedingt. Bei unserem letzten Treffen hat sie mir ihren Lieblingsspieler verraten –
Sophie: Oh, das darf man jetzt nicht sagen!
Markus Ochsner: Jetzt wird es überraschend – aber nicht von Dortmund!?
Sophie Riepl: Leider doch. (lacht) Mein Lieblingsspieler ist Julian Weigl. Aber ich mag auch Marco Reus. Julian Weigl hat zumindest früher in Bayern gespielt. Reus finde ich super, weil er ein ziemlich verletzungsanfälliger Spieler war. Er ist aber jemand, der trotzdem immer wieder zurückkehrt. Ich musste die letzten zwei Jahre auch ein bisschen mehr einstecken und es lief nicht immer so, wie ich es mir vorgestellt habe. Er war mein Vorbild dafür, dass man sich trotzdem immer wieder zurückkämpfen kann. Wenn man das so erklärt, ist das doch zu verkraften, Herr Ochsner.
Markus Ochsner: Das ist eine sehr erwachsene Interpretation. Ein Anderer hätte vielleicht gesagt, weil er so toll aussieht. Das ist das, was mich bei Ihnen überrascht, Frau Riepl. Für 19 extrem geerdet.
Sophie, bisher hat Herr Ochsner kein Spiel von Dir besucht, oder?
Markus Ochsner: Ich würde sehr gerne und weiß, dass die Heimspiele in St. Leon-Rot sind.
Sophie: Sie warten aber besser noch bis nach der Winterpause. Die letzten zwei Jahre waren bei mir wie gesagt schwierig. Ich bin jetzt bei 30 Minuten Spielzeit. Wenn Sie schon vorbeischauen, dann will ich von Anfang an dabei sein.
Markus Ochsner: Gut, dann machen wir beide aus, zu welchem Spiel ich komme!
Fankarten gibt es ja nur in der Bundesliga. Sollte es mal welche von Dir geben, Sophie, nimmt Herr Ochsner bestimmt auch eine.
Markus Ochsner: Absolut. Ich nehme gleich mehrere und verteile die dann.
Ob im Sport oder im Beruf – gibt es ein allgemeines Erfolgsrezept?
Markus Ochsner: Glück, Können, Timing – wenn das zusammenkommt, geht es meistens gut.
Nachwuchs-Fußballerin Sophie Riepl kickt in der 2. Bundesliga für die TSG 1899 Hoffenheim und macht bei ABB eine kaufmännische Ausbildung. Mit Finanzvorstand Markus Ochsner als diplomierten Betriebswirt hat sie einen idealen Aufstiegshelfer an ihrer Seite.