Das «A» in ABB

Während meines Auslandsaufenthalts im Rahmen des Trainee-Programmes stiess ich in Schweden auf die Herkunft des Buchstabens «A» in ABB.

Mein Name ist Leonie Basler. Derzeit arbeite ich als Produktmanagerin bei «Motors and Generators» im Bereich Service in Västerås, der Heimat der ehemaligen ASEA. Auch heute noch ist die daraus entstandene ABB aus der Stadt nicht wegzudenken. Schon bei meiner ersten Einfahrt mit dem Bus nach Västerås sind mir die zahlreichen übergrossen ABB-Logos aufgefallen. Das Technologieunternehmen gehört zu den grössten Arbeitgebern der Stadt und ist omnipräsent – davon zeugen nicht zuletzt das ABB-Industriegymnasium oder die ABB-Sportarena. Selbst die Strassennamen leiten sich hier aus der Industrie ab: Es ist kein Zufall, dass ich daher auch an der Strasse «Elmotorgatan» für den Bereich Motoren und Generatoren arbeite.

Entsprechend industriell geprägt ist die fünftgrösste Stadt Schwedens, welche sich 100 km westlich von Stockholm befindet. Västerås’ Charme erschliesst sich einem aber spätestens auf den zweiten Blick, laden doch zahlreiche Restaurants oder die wunderschöne Seepromenade zum Verweilen ein. Diese industrielle Vergangenheit hängt eng mit der Geschichte der ASEA zusammen, war Västerås doch Entstehungs- und ursprünglicher Hauptstandort der damaligen Firma, bevor sie im Jahr 1988 mit der schweizerischen Brown, Boveri & Cie (BBC) zu ABB fusionierte. Sinnbildlich zeigt die bekannte Skulptur Aseaströmmen in der Innenstadt, wie der Schichtwechsel in den ASEA-Fabriken ganze Ströme von Arbeitern auf ihren Fahrrädern zur Folge hatte.

ABB, Elmotorgatan und Aseaströmmen zeigen, wie eng Västerås und die Industrie miteinander verknüpft sind. © ABB

ABB Machines in Västerås

Meine Aufgabe als Produktmanagerin bei der ABB-Geschäftssparte «Motors and Generators» im Service besteht im Erstellen einer Marktanalyse. Nachdem ich im ersten Assignment im operativen Bereich gearbeitet hatte, war es mir ein Anliegen, mich nun auch auf der strategischen Seite weiterzuentwickeln. Was mir an dieser Rolle besonders gefällt, sind die vielen Schnittstellen zu anderen Abteilungen und Länderorganisationen des globalen Business. Ich tausche mich oft mit unseren Local Sales Units in den USA, Kanada oder Saudi-Arabien aus und bespreche mich intern mit Kollegen aus dem Bereich Research & Development. Die Fabrik dieser grossen Synchronmotoren und -generatoren (mit Leistungen von 3 bis 80 MW) befindet sich hier gleich neben meinem Arbeitsplatz, was motivierend und eindrücklich zugleich ist. In genannter Marktanalyse fokussiere ich mich auf «Replacements», ein zentrales Produkt der Serviceabteilung. Neu und interessant für mich ist es, diese Aftersales-Seite kennenzulernen, wo wir unsere Kunden während der ganzen Produktlebensdauer begleiten. Neben meiner eigentlichen Arbeit ist auch die Atmosphäre im Team hervorzuheben – fühle ich mich hier doch sehr wohl und durch meine Arbeitskollegen gut aufgehoben.

Zimtschnecken und Dehnübungen im Grossraumbüro

Gerade im Hinblick auf die Arbeit ist es sehr spannend, die schwedischen Eigenheiten zu beobachten. So ist beispielsweise die «Fika» fester Bestandteil jedes Arbeitstages. Als «Fika» wird die schwedische Kaffeepause bezeichnet, die hier sowohl am Morgen wie auch am Nachmittag zelebriert wird. Da dürfen selbstverständlich die bekannten Zimtschnecken, sogenannte Kanelbullar, nicht fehlen. Eine gesunde Balance dazu bieten die täglich stattfindenden Dehnübungen im Grossraumbüro (mit Stock, siehe Foto), bevor die zusätzlichen Kalorien dann beim «Lunchtraining» wegtrainiert werden. Das ist aber nicht alles: Die «Global Health Challenge» motiviert uns alle zusätzlich, mehr Sport zu treiben, weshalb ich jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre und an Läufen wie den «Vårruset» (5 km Lauf für Frauen) oder den «Blodomloppet» (10 km Blutspenden-Lauf) teilnehme. Etwas gemütlicher, aber nicht weniger kompetitiv geht es beim firmeninternen Kubb-Turnier zu. Das Wikingerschach gehört zur Lieblingsbeschäftigung der Schweden.

Dehnübungen im Grossraumbüro und Frauenlauf als Machines-Team zeugen von Sportbegeisterung. © ABB

 

Am Kubb-Turnier nahm die gesamte «Motors and Generators»-Abteilung teil. © ABB

Den Sommer über leert sich dann eben erwähntes Grossraumbüro. Die Schweden fahren ganze vier bis fünf Wochen am Stück in den Urlaub – in ihr abgelegenes Sommerhaus an einem schönen See oder auf eine der zahlreichen Inseln, die Nord- und Ostsee zu bieten haben. Doch nicht nur Ferientage sind ein Grund so mancher Abwesenheiten. Schwedens fortschrittliche Familien- und Gleichstellungspolitik berechtigt zu einem Elternurlaub von 480 Tagen pro Kind, wobei pro Elternteil 90 Tage obligatorisch sind. Diese Grundannahme einer gemeinschaftlichen Elternschaft hat unter anderem dazu geführt, dass 83 Prozent der Mütter erwerbstätig sind.

Auch ich durfte eine Woche an der idyllischen Westküste verbringen. © ABB

Das Auslandsassignment bot mir die Chance, Einblicke in den Standort von ABB eines anderen Landes zu erhalten. Schweden liegt uns Schweizern von der Kultur her zwar nicht allzu fern. Doch war es genau interessant, diese feinen Unterschiede und Eigenheiten kennenzulernen. Neben den wertvollen Erfahrungen nehme ich aus Västerås auch neue Freundschaften mit nach Hause – und nicht zuletzt die Gewissheit, dass sich hinter dem «A» in ABB mehr als nur ein Buchstabe versteckt.

Der längste Tag im Jahr wird mit dem traditionellen Midsommar-Fest gefeiert. © ABB
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Über den Autor

Leonie Basler

Während eines einjährigen Praktikums beim Ingenieurbüro Basler & Hofmann habe ich intensiv in den Bereichen Photovoltaik und Energie gearbeitet. In dieser Zeit in der Praxis empfand ich grosses Interesse für den technischen Bereich der Energiewissenschaften. Das dazugehörige Fachwissen konnte ich dann an der ZHAW erlangen, wo ich Energie- und Umwelttechnik studierte. Danach startete ich das ABB Explorer Trainee Programm im Projektmanagement bei Power Grids Grid Automation, wobei ich am Ørsted-Projekt Hornsea 2 mitwirken durfte, welches der grösste Offshore Windpark der Welt sein wird. Zurzeit bin ich beim «A» in ABB in Västerås, Schweden, tätig und arbeite als Produktmanagerin bei «Motors and Generators» im Bereich Service.
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