Lernende in den USA Teil 2: Zwischen wilder Natur und technischen Projekten

Diesen Sommer machen sechs Lernende von ABB Schweiz erstmalig für zehn Wochen einen Austausch bei ABB in den USA. Ein Erlebnisbericht von Robin und Janik.

In unserer Blog-Serie «Lernende in den USA» werden die sechs Schweizer Lernenden nacheinander von ihren Erlebnissen berichten. Nach sechs Wochen erzählen nun Janik und Robin von ihren kulturellen Eindrücken und Greenbelt-Projekten.

Alltag in Arkansas, USA

Seit wir vor sieben Wochen in Fort Smith angekommen sind, konnten wir bei der Arbeit sowie in der Freizeit viele neue Leute kennenlernen und interessante Erfahrungen sammeln. Dass wir jeweils einzeln bei Gastfamilien untergebracht sind, gibt uns die Möglichkeit, die amerikanische Kultur noch viel näher kennenzulernen und zu erleben, als wenn wir Schweizer Lernenden alle zusammen wohnen würden.

Arkansas ist auch bekannt als der «Natural State» der USA, denn es gibt wirklich sehr viel wilde Natur. Janiks Gastfamilie wohnt ein bisschen ausserhalb von Fort Smith und ist umringt von Wäldern und Wiesen. Beinahe jeden Abend streichen Rehe in Gruppen durch den Garten auf der Suche nach Futter. Auch Waschbären, Opossums, Stinktiere, sogenannte «Roadrunner» und zu unserer Überraschung sogar Gürteltiere, von denen wir immer dachten, sie seien sehr exotisch und selten, trifft man hier sehr oft an. Nördlich vom sehr flachen Fort Smith gibt es riesige Wälder und auch ein paar grössere Hügel. Die wunderschönen Wälder sind ein absolutes Mountainbike-Paradies, was vor allem Janik sehr freut, und welches er mit seinem Bike auch bereits erkundet hat.

Mit dem Mountainbike durch Arksansas. © ABB

Kulturelle Unterschiede und Klischees

Nicht nur unter Mountainbikern fällt auf, dass die meisten Leute hier sehr offen und gesprächig sind, was sehr schön ist. Es kommt nämlich sehr oft vor, dass man einfach irgendwo auf der Strasse, beim Einkaufen oder beim Sport in ein Gespräch mit einer fremden Person verwickelt wird. Durch diese vielen Gespräche erfährt und lernt man immer wieder viele interessante Dinge. Das passiert in der Schweiz zwar auch, jedoch viel seltener als hier, da Schweizer unserer Meinung nach im Allgemeinen introvertierter sind als Amerikaner. Als Schweizer hört man aber oft, dass Amerikaner Probleme haben, die Schweiz von Schweden zu unterscheiden – dieses Gerücht können wir definitiv als wahr bestätigen. Andere hingegen wissen jeweils überhaupt nicht, wo die Schweiz ist, sind dann allerdings auch sehr neugierig und möchten mehr erfahren.

Noch weitere deutliche Unterschiede zwischen der Schweiz und den USA, zumindest in Arkansas, fallen auf: Manche sind witzig und bringen einen zum Grinsen, andere jedoch stimmen auch nachdenklich. Zum Beispiel achten hier im Vergleich zur Schweiz nur wenige Leute auf Nachhaltigkeit, und solche Personen, etwas darauf achten, sind dann wieder sehr inkonsequent. So wird hier auch in Situationen, in denen es nicht notwendig wäre, aus reiner Bequemlichkeit Einwegplastikgeschirr verwendet.

Ein anderer erstaunlicher Unterschied ist die Grösse. Und dies gilt für alles; von Gebäuden über Fahrzeugen bis hin zu Essensportionen und Getränkebechern. Da hier so viel ungenutzte Fläche vorhanden und dadurch der Boden sehr billig ist, gibt es auch zum Beispiel kaum Tiefgaragen oder Parkhäuser – dafür riesige offengelegene Parkfelder soweit das Auge reicht. Wieso allerdings ihre Fahrzeuge so gross sein müssen, haben wir bis jetzt noch nicht verstanden und scheinbar kann das hier auch niemand erklären.

Amerikanische Berufslehre

ABB hier in Fort Smith hat dieses Jahr zum ersten Mal ein eigenes Lernenden-Programm für US High-Schools und Colleges gestartet. Im Vergleich zu unserer vierjährigen Lehre in der Schweiz dauert ihre allerdings nur ein Jahr und findet über die Sommerferien und nach der Schule statt.

ABB Schweiz und ABB USA Lernende. © ABB

Während unserer Zeit in den USA absolvieren wir einen «Lean Six Sigma Green Belt»-Kurs, über den schon Sandro und Robin N. in ihrem Blog berichtet hatten. Das theoretische Training haben wir zu einem grossen Teil zusammen mit den amerikanischen Lernenden und konnten sie so gut kennenlernen und uns austauschen. Dadurch, dass die meisten beinahe gleich alt sind wie wir, haben wir viele Dinge über die amerikanische Kultur gelernt, welche man sonst nicht so erfährt. Zum Beispiel wie junge Amerikaner zu aktuellen Themen in ihrem Land stehen, sie ihre Freizeit verbringen oder auch wo man die besten frittierten Essiggurken bekommt. Im Gegenzug haben wir ihnen unser Heimatland nähergebracht und dafür gesorgt, dass sie Schweden nie mit der Schweiz verwechseln werden. Ausserdem haben wir ihnen auch ein paar Wörter Schweizerdeutsch beigebracht.

Janik erzählt von seinem Projekt

Als Projekt bekam ich die «210 Rotor Winding Cell» zugeteilt. In dieser, zu einem grossen Teil automatisierten Produktionszelle, werden die Kupferwindungen in die Rotoren der Motoren eingesetzt. Als Rotoren werden in der Motorentechnik die rotierenden, magnetischen wirkenden Teile bezeichnet, die sich fest verbunden mit der Motorachse drehen.

Durch eine systematische Analyse aller Fehlerberichte und Defektmeldungen, konnte ich das am häufigsten auftretende und gleichzeitig auch teuerste Problem in meiner Zelle identifizieren. Als mutmassliche Ursache des Problems wurden Variationen in der Produktion der sogenannten «Phasepaper» identifiziert. Als «Phasepaper» bezeichnet man zwei durch Kunststoffstreifen verbundene Stücke Isolationspapier. Diese werden bei der Montage der Kupferwindungen zwischen die Windungen der drei elektrischen Phasen geschoben und haben den Zweck, Kurzschlüsse zwischen den verschiedenen Phasen zu verhindern.

Da die Produktionsmaschinen von einer externen Firma gebaut und entwickelt werden, kann ich keine Anpassung direkt an den Maschinen vornehmen. Deshalb habe ich nun ein neues Messmittel für die Vereinfachung des Kontrollprozesses designt. Anstelle dass nun die einzelnen Längen der «Phasepaper» mit einem gewöhnlichen Massstab – was zeitaufwendig und ungenau ist – gemessen werden, können sie im neuen Prozess einfach auf eine Negativ-Schablone gelegt werden. Die Schablone ist so designt, dass die «Phasepaper» genau darauf passen, wenn ihre Masse innerhalb der Toleranz liegen. Passen sie nicht, sind sie als Ausschuss zu identifizieren. Das Messmittel wird nun in den nächsten Tagen hergestellt und danach muss ich es in den Prozess implementieren und dafür sorgen, dass es richtig verwendet wird.

 

Robins Projektbericht

Bei meinem Projekt handelt sich um die «36 2 Pole Stator Zelle». Meine Aufgabe war es zunächst herauszufinden woher beschädigte Kupferdrähte kommen, und ihre Anzahl zu reduzieren. Wenn ein Draht verletzt ist, muss einem Stator der ganze Draht entzogen werden. Gewisse Statoren enthalten bis zu 100 Meter Kupferdraht, das heisst, es entstehen viele Unkosten. Mit den «Six Sigma Tools» habe ich dann versucht herauszufinden, wo die grösste Fehlerquelle liegt.

Als ich eine Verbesserung gefunden hatte, stellte sich heraus, dass bereits eine Änderung zur Problemlösung vorgenommen wurde. Meine Aufgabe ist es seitdem herauszufinden, ob die neue Änderung den Prozess tatsächlich verbessert hat. Da dies der Fall ist, muss ich nun vor allem prüfen, dass diese Änderung auch bestehen bleibt, indem ich den Control Plan aktualisiere.

 

Robin:
Ich bin Robin Frei und 18 Jahre alt. Vor ein paar Wochen habe ich das vierte Lehrjahr als Elektroniker begonnen. Ich lebe in Zürich, arbeite aber in Baden im High Power Lab. In meiner Freizeit mache ich gerne Sport, unternehme etwas mit meinen Freunden oder spiele an meinem selbstgebauten PC.

 

 

Janik:
Mein Name ist Janik Keller und ich bin 18 Jahre alt. Vor einigen Wochen bin ich ins vierte Lehrjahr zum Automatiker EFZ gestartet. Mein Arbeitsplatz bei ABB Schweiz ist das High Voltage and High Current Laboratory in Zürich. In meiner Freizeit spiele ich Handball und fahre Mountainbike. Letzteres verbinde ich auch noch sehr gerne mit meiner dritten Leidenschaft: der Fotografie.

 

 

Berufslehre bei ABB Schweiz 

ABB hat eine langjährige Erfahrung als Ausbildungsbetrieb. Durch dieses Wissen, kombiniert mit einer kontinuierlichen Weiterentwicklung der ABB-Ausbildung, werden neue Talente von morgen ausgebildet. Gemeinsam mit dem Ausbildungspartner «libs – Industrielle Berufslehren Schweiz», bietet ABB die berufliche Grundausbildung in acht Bereichen an. Weitere Informationen zur Berufslehre findest du hier.

 

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Über den Autor

Nicole Rommelfanger

Als Leiterin der Berufslehre bei ABB bin ich seit 2016 für die Neuausrichtung der Berufslehre bei ABB verantwortlich. Mit der Unterstützung eines engagierten Berufslehre-Teams haben wir die Berufslehre bei ABB strategischer ausrichten können, die Zusammenarbeit zwischen Stakeholdern gestärkt und die Lehre um zielgruppengerechte Angebote erweitert. Da unsere Lernenden für uns im Zentrum der Berufslehre stehen, sind wir bemüht kontinuierlich mit ihnen im Dialog zu stehen und unsere Angebote stetig weiterzuentwickeln.
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