ABB und Startups Teil 3: Partnerbörse mal anders oder wie Expertisen-Management mit Cobrainer funktioniert

Hightech pur: Mit ABB-Experten setzen die Startups auf modernste Technologien – von KI über Machine Learning bis hin zu Predictive Maintenance
Cobrainer? Da denkt man vielleicht erst mal an “Köpfe zusammenstecken”. Und damit liegt man vermutlich nicht ganz falsch. Denn Köpfe zusammen stecken – das machen sicher alle unsere sieben Startups aus dem AI Industrial Accelerator Programm. Und zwar nicht nur untereinander, sondern auch mit unseren ABB-Experten. Die Köpfe zerbrechen wird sich dagegen eher unsere Jury. Am 16. Mai muss sie sich auf einen Gewinner des Programms einigen. Sicher keine leichte Entscheidung. Wer sich am Ende durchsetzt, verraten wir euch im vierten und letzten Teil unserer Startup-Serie. Wer oder was sich hinter dem Namen Cobrainer verbirgt, erfahrt ihr schon jetzt.
Welche Vision steckt hinter Cobrainer?
Gestartet ist Cobrainer als Forschungsprojekt an der Technischen Universität (TU) München. Die Frage damals war: Wie findet man für ein interdisziplinäres Forschungsprojekt die richtigen Leute und die nötige Expertise, um ein Projekt erfolgreich zu machen? Es gab dafür bisher keinen wirklich guten Mechanismus. Wir dachten uns: Das ist ein Problem. Ein Problem, das wir mit Machine Learning Technologie aber lösen könnten. Und so haben wir begonnen, Forschungsprojekte an der TU zu analysieren und eine Expertise Map zu erstellen. Das Ganze haben wir auf einer Konferenz präsentiert, bei der viele Manager im Publikum saßen. Einer sagte: „Hey, was ihr für die Wissenschaft tut, ist auch für Unternehmen interessant. Die würden euch sogar Geld zahlen. Warum geht ihr nicht in diese Richtung?” So fing alles an.
Was macht Cobrainer einzigartig?
Unser Entwicklerteam vereint Konzepte aus den Bereichen Machine Learning, Natural Language Processing und Image Recognition und entwickelt Softwarelösungen zu Expertiseanalyse, -management und -visualisierung. Die Cobrainer Software verarbeitet große Mengen öffentlich zugänglicher Textdaten und „lernt“ so spezifische Zusammenhänge von Expertisen. Damit erstellt sie eine weltweit einzigartige semantische Expertise-Datenbank. Diese ist das technische Fundament für ein intelligentes Matching von Mitarbeitern und internen Jobs, Projekten oder Weiterqualifizierungsprogrammen.
Für Unternehmen analysiert Cobrainer zum Beispiel HR- und Projektdaten, um eine detaillierte Landkarte der Expertise-Stärken, aber auch -Lücken zu generieren. Gerade die Digitalisierung spielt für unsere Kunden eine wichtige Rolle. Mit Cobrainer zeigen wir vorhandene und zukünftig benötigte Kompetenzen auf. Wir helfen Unternehmen so, den digitalen Wandel in geeignete und konkrete Maßnahmen zu übersetzen.
Was war der Antrieb, das Startup zu gründen?
Unser Ziel ist es, Expertise sichtbar, zugänglich und nutzbar zu machen. Wir sehen Expertise als wichtigste neue Währung im Arbeits- und Ausbildungsmarkt der nächsten Jahre. Das treibt uns an. Mit Cobrainer bieten wir unseren Kunden die entsprechende Transaktionsplattform.
Warum ist ABB der perfekte Partner für Cobrainer?
Wir haben ABB als schnelles und nahbares Unternehmen kennengelernt. Als Startup kommt uns das entgegen. Im Rahmen des ABB Industrial AI Accelerator Programms sind wir im engen Austausch mit dem Projektteam. Wir bekommen ein konkretes Verständnis von den Anforderungen und den internen Prozessen bei ABB. Das ist für uns sehr wertvoll.
Was können ABB und Cobrainer voneinander lernen?
Uns treibt hoch-detailliertes Produkt-Feedback, was unsere Lösung besser und nützlicher für ABB macht; Wir hören genau zu und lassen Anforderungen schnell und transparent in unseren Produktentwicklungsprozess einfließen. In vielen Unternehmen befindet sich die Personal- (HR-)Funktion im (digitalen) Transformationsprozess. Machine-Learning-Technologien, SaaS, APIaaS und andere Services halten Einzug; Für die Personalfunktionen bedeutet das neue Aufgabenbereiche und eine veränderte strategische Relevanz in der Gesamtorganisation. Cobrainer etabliert sich hier zunehmend als Partner und Experte.
Wo seht ihr Cobrainer in der Zukunft?
Die Vision von Cobrainer ist es, das zentrale System für Expertise-Management im Unternehmen zu sein. Eine Art „Betriebssystem“ oder „System of Record“ für Expertise, das Expertise-Zusammenhänge und Vorschläge für sämtliche Anwendungsbereiche aufzeigt, von Human Resources, über Forschung & Entwicklung bis hin zu Innovation und Vertrieb.
Was waren eure größten Hürden auf dem Weg zur Gründung? Welche Herausforderungen gibt es heute noch?
Cobrainer war vom ersten Tag an umsatzfinanziert. Einerseits war das großartig, weil unser Produkt zwangsläufig Kundennutzen haben musste. Andererseits waren wir anfällig für Customizations. Das hat unseren Fokus aufgeweicht: Denn wenn man Einnahmen erzielen muss, muss man Einnahmen erzielen. Da weicht man schon mal ein bisschen von dem ab, was man eigentlich möchte.
Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz sind leistungsstarke Technologien. Es gab zahlreiche Ideen, Einsatzorte oder Anwendungsfälle für Expertise-Analysen. Anfangs dachten wir: „Hey, das ist großartig. Es gibt so viel Potenzial. “ Doch irgendwann wurde uns klar: „Halt, das wird nicht funktionieren“. Seitdem haben wir ein anderes Mantra: Wir wollen das kleinste und wertvollste Produkt, das wir mit unserem Fundament bauen können.
Wie kann ABB dabei unterstützen?
ABB und Cobrainer ist am meisten geholfen, wenn man ‚vergisst‘, dass sich hinter Cobrainer ein Machine-Learning-basiertes Natural Language Processing verbirgt. Stattdessen arbeitet das System mit Alltagssituationen und echten Nutzern, die eine konkrete Agenda bzw. ein konkretes Ziel haben. Das Projektteam von ABB ist hier ein toller Partner: Wir geben unseren System-Prototypen den Nutzern sprichwörtlich in die Hand.
Startups brauchen schnelle, datengetriebene Aussagen: Ein schnelles „Nein“ mit einer konkreten Begründung ist 1000-fach wertvoller als ein langwieriges „Ja“. Klare Aussagen helfen Startups, ihre Zeit und Ressourcen richtig einzusetzen.
Startup vs. Großkonzern: Wie läuft die Zusammenarbeit mit ABB?
Super. Uns gefällt die Hands-on Mentalität im Projektteam sehr. Für uns fühlt sich unser ABB-Projektteam wie ein Startup im Unternehmen an. Der Funke springt über.
Wie stellt ihr euch die Zusammenarbeit in Zukunft vor?
Wir würden uns freuen, die Lösung, die wir mit ABB entwickeln auch über den Demo Day hinaus bei ABB live zu haben. Eine offizielle Partnerschaft zu starten.
Welche Empfehlung würdet ihr anderen Gründer mit auf den Weg geben?
Mein Tipp: Gründer im B2B-Bereich sollten sich mit End-Usern ihrer (potentiellen) Unternehmenskunden austauschen. Gerade als Machine-Learning-Startup ist die Gefahr groß, sich früh in C-Level-Präsentationen, großen unternehmensstrategischen bzw. Transformations-Aussagen zu verlieren. Und die eigentlichen User geraten aus dem Blickfeld. Holt Endnutzer-Feedback deshalb schnell, früh und proaktiv ein. Denn sie sind der wichtigste Einflussgeber für die Produktentwicklung. Bleibt dran – selbt wenn der Zugang zu Endnutzern zunächst verwehrt, erschwert oder verzögert wird. Und habt keine Scheu, das Produkt zu zeigen – auch bei einer nicht-vollwertigen Produktreife. Zu guter Letzt, stellt nicht zu viele Vermutungen auf, sondern sprecht mit den Leuten. Versteht die Unternehmensrealität.
ABB Industrial AI Accelerator-Programm
In dem ABB-Programm können Startups ihre KI-Lösungen für die Industrie testen und vermarkten. In einem viermonatigen Programm arbeiten verschiedenen ABB-Einheiten seit Ende Januar mit ausgewählten Startups zusammen. Die Ergebnisse des Programms werden im Mai vorgestellt. Auf der Hannover Messe haben sich die Startups erst mal selbst vorgestellt.
Flashback gefällig?
Hier geht es zu Teil 1 und Teil 2 unserer Startup-Reihe.
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