Vinter I Sverige: Viel mehr als nur kalt und dunkel

Mit dem neuen „International Internship“ zwei Monate am schwedischen Corporate Research Center in Västerås.

Als ich auf der Hannover Messe erstmals vom Konzept „International Internship – Power Grids“ hörte, war sofort klar: Diese Chance möchte ich ergreifen! Digitalisierung in der Energietechnik. Das passt perfekt zu den Schwerpunkten meines Masterstudiums der Elektro- und Informationstechnik am KIT in Karlsruhe. Und dazu noch die Auslandserfahrung bei ABB!

Struktur des Programms

Los ging es im Team Digital Substation mit Christian Zeidler, der als „Program Manager“ mit mir gemeinsam die Aufgaben für den darauffolgenden Auslandsaufenthalts in Schweden erarbeitete. Während der zwei Auslandsmonate am schwedischen Corporate Research Center bin ich im Team Power Systems Development integriert und kann hautnah erleben, wie aus Ideen Forschungsprojekte werden.

Dieses Wissen werde ich in den letzten drei Monaten des Programms (dann wieder in Mannheim) nutzen, um zur Entwicklung der nächsten Generation von Schaltanlagen beizutragen. Wesentlich hierbei ist die Koordination, nicht nur räumlich betrachtet, sondern auch zwischen Forschungs- und Geschäftsbereichen innerhalb des Weltkonzerns ABB. Kurze, regelmäßige Skype-Meetings und kontinuierlichen Informationsfluss spielen dabei aus meiner Sicht eine wichtige Rolle.

Gelungener Start

Mein Betreuer Nilanga Abeywickrama, der seit Jahren Online-Monitoring-Systeme für Transformatoren entwickelt, lud mich nach herzlicher Begrüßung gleich zum gemeinsamen Mittagessen ein. So merkte ich am ersten Tag wie selbstverständlich es ist, mit dem Chef seines Chefs gemeinsam am Mittagstisch zu sitzen und den Rekordsommer Revue passieren zu lassen. Das Arbeitsklima ist insgesamt sehr kollegial, die Hierarchien sehr flach. Dieser Eindruck vertieft sich vor allem bei Workshops und Teammeetings. Als Praktikant bin ich vollkommen gleichberechtigt, wenn es um eine gemeinsame Lösungsfindung geht. Für die mir übertragenen Aufgaben spüre ich das Vertrauen, aus Deutschland wie auch aus Schweden.

Arbeiten in der ABB-Stadt Västerås

Das Corporate Research Center ist sehr international und modern ausgerichtet. Speziell hervorheben möchte ich hier kreative Open-Space-Bereiche oder Ruheräume für Einzelarbeit. Meine Aufgaben in Schweden sind neben der Konzeption und Evaluation neuer Monitoring-Methoden für Schaltanlagenkomponenten auch Wissenstransfer und Vernetzung. Ich lerne viel im Bereich der Technik und vor allem der Projektplanung. Besonders interessant für mich ist die Arbeit mit Prototypen im Labor. Hier fließen die neuesten Forschungsergebnisse für die nächste Produktgeneration ein, lange bevor diese auf dem Markt angeboten wird.

 

Weithin sichtbar und prägend für Västerås ist ABB, nicht allein durch das Firmenlo-go an der Autobahnausfahrt. © Frederik Gielnik
„Kalt“ ist relativ

„Da ist es im Winter nur kalt und dunkel“: Diese und ähnliche Meinungen hatte ich im Vorfeld als Reaktion auf meinen Auslandsaufenthalt erhalten. Tatsächlich kann ich die klimatischen Unterschiede in Bezug auf die “kalte Jahreszeit“ nicht leugnen. Allerdings ist „kalt“ relativ. Im schwedischen Winter sollte es für diesen Ausdruck schon deutlich zweistellige Minusgrade haben. Das „nur“ ist allerdings aus vielerlei Hinsicht doppelt durchzustreichen:

Gleich beim ersten landestypischen „Fika“ (gemeinsame Kaffeerunde mit Gebäck) lernte ich die anderen internationalen Studenten kennen. Auf regelmäßige Aktivitäten wie „MAX-Friday“ (MAX ist eine schwedische Burgerkette), „Pasta-Tuesday“ (gemeinsames Mittagessen von mitgebrachten Nudelgerichten) oder „Gym-Monday“ freute ich mich immer. Und wie kalt und dunkel es draußen auch ist, genauso warm und herzlich ist der Gruppenzusammenhalt, eine wesentliche Komponente in der schwedischen Gesellschaft.

Mit dem Rekordsommer ließ leider auch der Schnee in Västerås lange auf sich warten. Wir beschlossen daher über ein Wochenende nach Kiruna in Nordschweden zu reisen, um ein unvergessliches Winterabenteuer zu erleben.

Mit dem Snowmobil unterwegs zur Hütte. © Frederik Gielnik

Gerade für Naturliebhaber ist Schweden mit vielen Seen, ausgedehnten Wäldern und weiten, menschenleeren Landschaften auch im Winter ein Sehnsuchtsort. Umso erstaunter war ich, als einige schwedische Arbeitskollegen erzählten: “Die meisten Schweden wollen im Winter viel lieber nach Thailand als nach Lappland.“

Für einen Städtetrip eignet sich vor allem das 100 Kilometer entfernte Stockholm als selbsternannte „Hauptstadt Skandinaviens“.

Während der kurzen Dezembertage kommt die weihnachtliche Beleuchtung, hier am Hauptbahnhof, besonders schön zur Geltung. © Frederik Gielnik
Vielen Dank

Diese Auslandserfahrung war kulturell, beruflich und auch persönlich für mich einfach super. Ich habe viele wertvolle Erfahrungen gemacht und Kontakte für die Zukunft geknüpft. Besonderen Dank möchte ich denjenigen ABB-Kollegen aussprechen, die das “International Internship Program“ ins Leben gerufen und ermöglicht haben!

 

International Internship:

Das International Internship ist ein länderübergreifendes Praktikum, das zukunftsweisende Themen und die Zusammenarbeit in einem internationalen Team fördert. Das Besondere an dem Praktikum: Die Praktikanten sind für insgesamt sechs Monate sowohl bei ABB in Deutschland als auch an einem ABB-Standort im Ausland tätig. 2018 startet das Pilotprojekt in Deutschland mit insgesamt vier International Internships.

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Über den Autor

Frederik Gielnik

Im Rahmen meines Masterstudiums der „Elektro- und Informationstechnik“ mit Schwerpunkt „Elektroenergiesysteme und Hochspannungstechnik“ am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) habe ich die Möglichkeit, ABB sowohl in Schweden als auch in Deutschland kennenzulernen. Während am schwedischen Forschungszentrum der Praktikumsfokus auf Theorie und Technologieentwicklung liegt, arbeite ich in der Mannheimer BU direkt an neuen Kundenprojekten. In meiner Freizeit bin ich sportlich aktiv (Joggen, Rudern, Segeln) und mache bei Reisen gerne neue kulturelle Erfahrungen.
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