Hej från Sverige


Ein Sommer in der Heimat von IKEA und Zimtschnecken – und natürlich von ABB
Als ich Anfang des Jahres meinen Kollegen und Freunden erzählt habe, dass ich meinen sechsmonatigen Auslandsaufenthalt im Rahmen des Trainee Programms in Schweden verbringen werde, habe ich oft in fragende Gesichter geschaut: „Aber Du kannst doch überall hingehen. ABB ist auf der ganzen Welt!“ – „Ja.“ – „Und warum dann Schweden?“ – Diese Frage möchte ich euch in meinem Blogeintrag beantworten.
Ein ABB-Land mit positiver Arbeitskultur
Mit 7800 Mitarbeitern ist Schweden eines der grossen ABB-Länder. Allein 3700 Menschen arbeiten in Västerås – dem grössten von ungefähr 30 Standorten im Land. Die Busfahrt vom Flughafen Arlanda hierher führt vorbei an roten Häusern, endlosen Wiesen und Seen – und einigen ABB Logos. Ich arbeite im wunderschönen Hauptgebäude „Ottar“, in dem das Konzept des „Activity Based Workspace“ eingeführt wurde. Im modernen, hellen Büro gibt es zwar nur wenige fest zugeteilte Arbeitsplätze, trotzdem sitzen die Teams meistens in ähnlichen Bereichen zusammen. Die wechselnden Sitznachbarn bieten eine gute Möglichkeit, sich innerhalb des Teams und auch in der Abteilung zu vernetzen.
Die ersten drei Monate meines Assignments verbringe ich im University Relations Team und arbeite mit dem lokalen Trainee Program Manager zusammen, der mir viele spannende und konzeptionelle Aufgaben anvertraut hat. Neben der Rekrutierung des nächsten Global Trainees für Finance & Business Control von der Bewerbung bis zum Assessment Day arbeite ich an einem Konzept zur Bindung von jungen Talenten, einer neuen Intranet-Seite für das lokale Explorer Trainee Programm und einem Berufseinsteiger-Programm für Ingenieure.
Ins gesamt ist der Umgang miteinander sehr wertschätzend. Gegenseitiges Lob und Anerkennung sind absolut keine Seltenheit und als Trainee wird mir sehr viel Vertrauen entgegengebracht, wenn es um die Übertragung von Aufgaben und Verantwortung geht. Dazu bekomme ich jederzeit viel Unterstützung vom gesamten Team und erlebe das Umfeld als interessiert und hilfsbereit. Diese Eigenschaften führen auch schon mal dazu, dass ich um 1 Uhr von Kollegen angesprochen werde, warum ich noch nicht beim Mittagessen war und dass regelmässige Mahlzeiten sehr wichtig sind. Gegessen wird hier übrigens das selbst-gekochte (meistens gesunde) Mittagessen zusammen im Gemeinschaftsraum mit den Kollegen.
Schon in meiner ersten Woche habe ich die aktuelle Gruppe der schwedischen Trainees kennengelernt, mit denen ich inzwischen den Grossteil der Freizeit verbringe. Das Traineeprogramm existiert hier seit 1905 und unterscheidet sich in Aufbau und Grösse deutlich vom Schweizer Konzept: Jährlich starten ca. 20-25 neue Trainees in deutlich kürzere Programm. Die drei Assignments dauern jeweils 10 Wochen und ein ganzer Tag pro Woche ist reserviert um im Rahmen eines „Study visits“ andere Abteilungen zu besuchen. So haben wir beispielsweise vor kurzem das Corporate Research Center besucht, bei dem wir in verschiedenen Präsentationen mehr über ABB’s Start-up Hub Synerleap und die Entwicklung von YuMi von einem der beteiligten Ingenieure gelernt haben. Nach jedem Study Visit laden die Trainees einen der Manager zum Abendessen im ABBeum ein. Hier gibt es eine grosse Küche, in der die Trainees für den Gast kochen und einen Gemeinschaftsraum, in dem dann zusammen gegessen und erzählt wird. Ausserdem finden hier regelmässige Pub-Abende statt, die jeweils von einer anderen Abteilung organisiert werden.

Staubsauger zum Kaffee und andere kulturelle Besonderheiten
Während der berühmten „Fika“-Pause, die einiges zum Rekordkonsum von Kaffee beiträgt, spricht man hier selten über die Arbeit. Neben Zimtschnecken und Schokokugeln findet man häufig „Dammsugare“ (dt.: „Staubsauger“) auf dem Teller – ein Gebäck mit grünem Marzipan und Schokolade. Es soll an die in den 1920er-Jahren üblichen Staubsauger erinnern.
Abgesehen von der Fika ist der Lebensstil der Schweden auffällig aktiv und gesundheitsbewusst. Viele meiner Kollegen trainieren 4-5 mal wöchentlich entweder beim Laufen oder Radfahren draussen oder im Fitnessstudio – oft noch bevor sie zur Arbeit gehen. In der Mittagspause verabredet man sich zum gemeinsamen Spaziergang, um im Rahmen der Global Health Challenge noch ein paar Extra-Schritte für das Team zu sammeln.
Was ebenfalls direkt auffällt: Das sehr gute, oft akzentfreie Englisch der Schweden. Obwohl das Schwedische dem Deutschen in vielen Ausdrücken und auch in der Grammatik ähnlich ist sind zwei Monate definitiv nicht genug, um mich in der neuen Sprache verständigen zu können. Hier kommt mir zu Gute, dass Filme (im Fernsehen und im Kino) nicht übersetzt werden und daher auf Englisch mit Schwedischen Untertiteln gezeigt werden.

Der Schwedische Sommer
Bei meiner Ankunft Anfang April war der Mälarensee, der direkt mit der Ostsee verbunden ist, zu einem grossen Teil zugefroren und die Bäume waren kahl. Bei einem Spaziergang durch die Innenstadt war es schwer vorstellbar, dass hier über 100 000 Menschen leben. Knapp einen Monat später ist die Stadt nicht wiederzuerkennen: Alles ist voller Blüten, die Fussgängerzone, die Cafés und die Ufer des Sees voller Menschen in Sommerkleidern. Seit drei Wochen steigen die Temperaturen täglich auf 25 bis 29 Grad und Regen ist nicht in Sicht. Während man um 12 Uhr abends noch den blauen Himmel erkennen kann, scheinen ab 4 Uhr in der Früh schon erste Sonnenstrahlen ins Zimmer. Dieser plötzliche Sommereinbruch verwirrt selbst die Schweden – während manche mutig das erste Bad im 18-Grad kalten See nehmen sehen die anderen ihre Sommerferien in Gefahr: Wenn es jetzt schon so warm ist, dann kann das nicht bis Juli halten! Der Juli ist hier der Ferienmonat. Die meisten nehmen 4 bis 5 Wochen Urlaub, um die Schönheit des schwedischen Sommers zu geniessen und Sonne für die kurzen Wintertage zu tanken. Dies ist mit ein Grund, warum viele Schweden den gesamten Urlaub mit den Familien im Garten des Sommerhauses verbringen, anstatt zu verreisen. Obwohl ins Gesamt schon viel Wert auf Work-Life-Balance gelegt wird, verkürzen sich die Arbeitstage bei diesem Wetter noch weiter: Viele Kollegen brechen gegen 15:00 Uhr auf, um den restlichen Tag draussen zu verbringen. Das gibt mir die Möglichkeit, die wunderschöne Natur zu erkunden. Über einer App kann ich mir hier ein Fahrrad leihen und zum Strand der Insel Björno oder nach Gäddeholm fahren. Wenn mich dann doch die Sehnsucht nach einer grösseren Stadt einholt trennt mich zum Glück nur eine einstündige Zugfahrt vom Stockholmer Zentrum.

Warum also Schweden?
Laut Geert Hofstede sind die Schweden ein kollektivistisches Volk mit gleichen Rechten, flachen Hierarchien und positivem, optimistischem Gemüt, die das Leben geniessen und gemeinsam viel Spass haben. Nach knapp zwei Monaten hier kann ich alle der Aspekte bestätigen und freue mich auf die nächsten vier Monate. Drückt mir die Daumen, dass das Wetter so schön bleibt!

Explorer Trainee Programm von ABB Schweiz
Das Swiss Explorer Trainee Programm fokussiert sich auf die praktische Ausbildung junger Absolven-tinnen und Absolventen im Ingenieurbereich mit bis zu anderthalb Jahren Berufserfahrung. Während drei «Assignments» à 6 Monaten lernen die Trainees unterschiedliche Bereiche von ABB kennen. Sie gestalten das Programm aktiv selbst mit, in dem sie sich die «Assignments» selbst suchen und somit von Beginn an mitentscheiden, welchen beruflichen Weg sie während, aber auch nach dem Programm, einschlagen. Ziel eines Trainee-Programms ist es, auf eine breite und aufeinander abgestimmte Basis für die anschliessende Festanstellung bei ABB Schweiz hinzuwirken. Theresa arbeitet im Moment im Employer Branding. Mehr Informationen über das Trainee Programm findest Du hier.